In Punta Arenas und im Hostel angekommen, machte ich mich auf eine kleine Strandwanderung. Dort fand ich ein paar schöne verrostete Schiffe, die nichts taten bis auf da rum zu liegen. Fand ich gut! Die Stadt ist klein und fein und vergleichsweise teuer. Aber ein Fisch auf dem Markt, den ich mir abends lecker kochte, war drin. Am nächsten Tag fuhr ich in die Reserva Natural Magallanes, wo es schöne Wanderungen durch riesige Wälder gab. Am nächsten Tag dann, ging mein Bus, noch ein Stückchen weiter – nach Feuerland!
Als wären 26 Stunden Bus nicht genug, entschied ich mich, in Santiago angekommen, direkt für eine Anschlussreise. Das Ziel: Valparaíso. Die 1,5 Stunden mehr haben den Braten dann auch nicht mehr fett gemacht. Angekommen erwartete mich das gebuchte Hostel nicht etwa schon (oder freudig/ herzlich :D), sondern einfach gar nicht. Die Tür war zu und keiner machte auf. Zum Glück hatte ein anderes Hostel in der Nähe noch Kapazität. Vielmehr war ich der einzige Gast :D. Dann genoss ich das Schlendern in den wunderschönen, bunt bemalten Gassen Valparaísos. Am Hafen erwartete mich natürlich (wie eigentlich überall in Südamerika) schon mein gutes altes Hamburg. Dann, auf dem Friedhof schlendern bekam ich plötzlich eine Vision vom kopflosen Engel des Pariser Louvres. Ein paar Minuten später begegnete ich dann tatsächlich einem seiner Geschwister… Dann, nach so kurzer Zeit ging es zurück nach Santiago, wo am nächsten Tag schon ein Flieger nach Punta Arenas, Südpatagonien auf mich wartete. Von Santiago hatte ich bis dato noch nicht viel gesehen, dass wird dann auf einer Einzelaudienz noch mal besucht!
So ging es endlich los. Das Semester an der UCB endete, fast 1,5 Monate Ferien standen vor der Tür. Zeit, meine langerwartete Reise durch den Süden Südamerikas zu starten. Mal wieder ein wenig, nennen wir es „flexibel“. Nachdem ich bei meinem ersten Trip nach Chile eine unerwartet lange Busfahrt-Überraschung erlebte, der zweite Chile-Trip ausfiel (weil die Busse wegen der Grenze nur morgens fuhren – David und ich dachten, den ganzen Tag) fuhren die Iquique-Busse erst Abends (ich war von morgens ausgegangen und konnte erst mal wieder nach Hause gehn). Als es dann endlich los ging, hatte ich eine angenehme Fahrt und kam morgens in Iquique an. Im Bus lernte ich zwei andere Traveler kennen, mit denen ich um 5 Uhr morgens durch die noch ziemlich menschenleere Stadt zum Hostel und dann weiter zum Strand wanderte. Da ich nicht lange in der Hafenstadt verweilen wollte (für Weihnachten wollte ich auf Feuerland sein), buchte ich direkt mein Busticket nach Santiago für den nächsten Tag. Im Hostel lernte ich dann einen Schweizer, und eine Argentinierin und Chilenin kennen, mit denen ich den Rest des Tages durch Iquique zog und einen schönen Abend hatte (dazu eine Honigmelone oben aufschneiden, Kerne raus, Fruchtfleisch abkratzen und zerkleinern und mit Weißwein+Zucker auffüllen, austrinken, auffüllen….) Am nächsten Morgen schafften wir es trotzdem früh raus, die Wellen warteten! Leider waren die geliehenen Boards nicht gut, die Wellen nicht optimal, der Wassersalzgehalt nicht ga…blablabla, Wir haben nicht eine Welle gesurfed bekommen. Dafür hatte ich noch ein bisschen Zeit, mal wieder zu joggen. So richtig schön neben und auf dem Strand, geschätzt 3600 Höhenmeter unter La Paz. Ausgepowert gingen dann die 26 Stunden Busfahrt nach Santiago de
Chile auch gut um…
Und plötzlich ist es vorbei! So schnell wie mein erster Unitag Anfang August begann, endete mein Auslandssemester in Bolivien nach vier Monaten wieder. Ein guter Zeitpunkt für einen Rückblick über das Studentenleben an der „Universidad Catholica Boliviana“, UCB:
Zu Semesterstart Anfang August gab es für die neuen Austauschstudenten eine kleine „Willkommensveranstaltung“, bei der wir (drei Deutsche mit Hans und David, eine Brasilianerin, eine Peruanerin und eine Argentinierin) begrüßt und willkommen geheißen wurden. In den folgenden Tagen konnten wir dann unsere Fächer wählen. Aus dem Fächerkatalog des Umweltingenieurs (Ingenieria Ambiental) habe ich mir die Fächer Umweltchemie und Ökologische Geografie Boliviens ausgesucht. Aus Interesse habe ich noch die Fächer „Kultur Boliviens“ und „Sportpsychologie“ aus anderen Studiengängen belegt. Man muss ja nen bisschen über den Tellerrand schauen :D.
tolle Leute!
In den Vorlesungen wurden wir dann ab der ersten Stunde gut integriert und eingespannt. Es gibt hier in La Paz eine deutsche Schule, diese gehört neben dem französischen College und einer amerikanischen Schule zu den besten Schulen in La Paz. Diese Schule ist jedoch relativ teuer, so können sich nur Eltern der oberen Schicht erlauben, ihre Kinder auf diese Schule zu schicken. Ein Großteil dieser Schüler geht im Anschluss auf die UCB. Da das eine private Uni ist, und hier auch hohe Studiengebühren erhoben werden, können sich auch hier nur die Kinder der oberen Schicht etablieren. So gibt es viele Studenten, die gut Deutsch sprechen und ich hab das Gefühl, dass das Interesse an uns drei deutschen Studenten daher auch relativ groß ist. Wir wurden auf jeden Fall gut von den Studenten aufgenommen und haben unter ihnen gute Freunde gefunden.
Die Fächer sind ein bisschen strenger geregelt, als an der HAW in Hamburg. Insgesamt
Sauerstoffkreislauf 😀
noch ein bisschen verschulter (was kaum zu glauben ist ;D ). Es herrscht Anwesenheitspflicht (wobei nicht so wirklich klar ist wie oft man fehlen darf – Semesteranfang hieß es 3x, mittlerweile heißt es 8x), es gibt Referate, Hausaufgaben, Leseüberprüfungen von wissenschaftlichen Texten, sowie Zwischenprüfungen während des Semesters. Nur wenn eine gewisse Anzahl an Punkten während des Semester erreicht sind, darf man an der finalen Abschlussklausur teilnehmen.
Der kleine Park
Trotz Sprachdifferenz schlagen wir drei Deutsche uns in den Fächern ziemlich gut, sind sogar im oberen Mittelfeld der Klasse was die Punkte während des Semester angeht. Was die Vorträge angeht (bisher habe ich 4 Referate halten müssen, sowie 2x meine Hausaufgaben frei an der Tafel erläutern) hat man auch keine großen Probleme, eine gute Vorbereitung vorausgesetzt :D. Es war auf jeden Fall immer sehr lustig vor der Klasse stehen, seine Sprachschwierigkeiten mit Humor ausgleichend.
Die UCB ist wirklich eine schöne Universität, die ich zurück an der HAW mit Sicherheit vermissen werde (wahrscheinlich auch schon während meines Praktikums hier in La Paz). Durch die teuren Studiengebühren steht hier genug Geld zur Verfügung, was gut für eine angenehme Studienatmosphäre und Ausrüstung investiert wird. Die Highlights sind bestimmt der kleine Park auf dem Gelände, sowie die superbequemen Chillsofas in der Bibliothek (in denen ich viel Zeit lesend, quatschend und schlafend verbracht habe :D).
In den vergangenen Tagen hatte ich meine finalen Klausuren, und nun: FEEEERIEEEEEN !!!
Bis mein Praktikum Anfang Februar beginnt, werde ich die Zeit für eine Süd-Südamerikatour starten.
Auf dem Programm steht Chile bis runter nach Feuerland, Argentinien, Uruguay, Brasilien und Paraguay. Reiseberichte folgen
Am letzten Wochenende ging es mal wieder in die Berge. Auf den Huayna Potosí und damit höher als je zuvor. Die Tour startete am Freitagmorgen. Mit dabei waren neben Hans und mir drei weitere „Abenteurer“ sowie drei Guides. Mit einem Mini wurden wir zum Basislager des Huayna’s gebracht, immerhin schon mal auf 4800 Höhenmetern. Von dort aus starteten wir eine erste Expedition auf einen Gletscher, um uns an unsere Ausrüstung zu gewöhnen: Steigeisen für die Füße und Eispickel für die Hände. Nach einigem Rumgehen auf dem Eis wagten wir uns an eine 90° Steilwand (natürlich auch aus Eis), die wir hochkletterten. Am nächsten Morgen machten wir uns zum Höhenlager (5300m) auf. Beladen waren wir dabei mir der ganzen Ausrüstung, die wir für die Besteigung des Gipfels brauchen sollten, was die Sache ein bisschen schwerer machte. Nach ein paar Stunden Wanderung kamen wir dann relativ erschöpft im Höhenlager an und hatten den Rest des Tages bis auf Essen und Ausruhen nichts zu tun. Um 7 Uhr abends versuchten wir zu schlafen, was natürlich nicht ganz so optimal klappte. Doch um Mitternacht war wieder Aufstehzeit. Nach dem Frühstück und Anlegen der Ausrüstung (wir fühlten uns wie richtige Abenteuerforscher auf einer Eis-Expedition, mindestens!) ging es unter Sternenhimmel auf die letzte Etappe. Angeseilt an unseren Guide stapften Hans und ich durch den Schnee, hinauf hinauf hinauf. Da unsere Dreiergruppe die ersten Besteiger dieses Tages waren und es frisch geschneit hatte, mussten wir uns den Weg durch den Schnee bahnen, was die Sache nicht gerade einfach machte. Doch wir kämpften uns immer weiter nach oben. Durch Schnee und Nacht. Wegen der Höhe und der dünnen Luft waren immer nur ein paar Minuten des Vorrankommens drin, bevor man wieder eine kurze Verschnaufpause machen musste. Es war einfach verdammt anstrengend. Doch Meter für Meter kamen wir vorwärts. Dann, nach 4 Stunden Nachtwanderung, erhob sich neben uns langsam der Gipfel des Berges in der Morgendämmerung. Motivationsschub. Alle Zweifel verflogen. Die letzten 100 Höhenmeter ging es auf einem schmalen Grat zwischen zwei Abhängen nach oben. Der Gipfel kam immer näher und näher. Dann ein paar letzte Schritte und ein überragendes Gefühl. Wir hatten es geschafft! 6088m über dem Meer. Das Meer was wir jetzt sehen konnten, bestand aus Wolken, über die sich langsam die Sonne erhob. Begeisterung, Stolz, Erschöpfung, Staunen. Wir hatten es echt geschafft.